Ruth Manasse, geb. Horwitz, wurde an 19.6. 1925 als zweite Tochter von Wilhelm und Ella Horwitz in Uelzen geboren. In einem Interview sprach sie davon, dass ihr die Kindheit bzw. Jugendzeit aufgrund der politischen Verhältnisse ab 1933 in Deutschland gestohlen wurden. Sie habe ständig in Angst gelebt.
An ihre Grundschulzeit hat sie noch positive Erinnerungen. Danach besuchte sie das Lyzeum, von dem sie jedoch verwiesen wurde. Während ihre fünf Jahre ältere Schwester beschloss, nie mehr eine deutsche Schule zu betreten, besuchte sie bis zum 9. 11. 1938 die Mittelschule. Aber auch hier wurde ihr klar gemacht, dass sie eigentlich nicht zur Klassengemeinschaft zählte, sie saß alleine hinten auf der „Judenbank“. Unmittelbar danach wurde ihrer Familie mitgeteilt, dass jüdische Kinder nicht mehr die Schule besuchen dürften.
Von diesem Zeitpunkt an verbrachte sie die meiste Zeit im elterlichen Haus, in der Familie, da sich auch ihre Freundinnen von ihr abwandten.“Meine Freundinnen kannten mich plötzlich nicht mehr“, so Ruth Manasse in einem Gespräch. An ein freundliches, entspanntes Familienleben kann sie sich nicht erinnern, so viele Sorgen hätten sie gehabt. Als plötzlich ihr Vater verschwunden war, habe sie sich eher als eine Erwachsene gefühlt als eine Jugendliche. Erst nach dem Tod des Großvaters mochte die Familie an die Ausreise denken, wofür die ältere Schwester in den USA alle Vorbereitungen getroffen hatte. Ihre Mutter verkaufte einige Möbel, andere Möbel blieben im Haus.
Dann kam der Tag der Abreise. Sie reisten mit zwei Koffern und 10 Reichsmark als Taschengeld aus Deutschland über Lissabon in die USA. „Erst auf dem Schiff fühlten wir uns frei“, so berichtet Ruth Manasse. In den USA erhielten sie Unterstützung von Freunden.Die junge Frau besuchte die Highschool, machte einen Abschluss und absolvierte eine Ausbildung als Verkäuferin. Sie heiratete 1948. Mit ihrem Mann ist sie seit 58 Jahren verheiratet, aus der Ehe sind drei Söhne hervorgegangen.
Heute genießt Ruth Manasse gemeinsam mit ihrem Mann in großer Zufriedenheit ihren Lebensabend.