Autorin: Dr. Christine Böttcher, Suderburg

Die Geschichte des jüdischen Friedhofs in Suderburg bzw. der damaligen Gemeinde Oldendorf I ist unmittelbar mit der Kaufmannsfamilie Magnus verbunden, die einige Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts in der Gemeinde lebte, bis sie 1870 nach Uelzen zog. Die Geschichte beginnt mit Josef Magnus (geb. 10.10. 1785), der seit 1814 Handelsknecht bei dem Kaufmann Josef Gottlieb Plaut in Bodenteich war. Plaut erbittet am 28.10.1820 für Magnus den landesherrschaftlichen Schutz in Suderburg. Magnus hatte in jenem Jahr Plauts verwitwete Tochter Hanna Gumpel geheiratet.i Magnus erhielt in Oldendorf I für die Errichtung einer Anbauerstelle „einen unbrauchbaren Sandplatz eines wüsten Hofes, der als Kartoffelkuhle gedient hatte“ii zugewiesen. Er betrieb dort eine Hökerei.iii Drei Kinder wurden in Oldendorf geboren. Der zweitgeborene Sohn des Josef Magnus, Samuel (17.7.1826), erwarb später ein Grundstück für eine Begräbnisstätte der Familie. In der Karte der Feldmark der Gemeinde Oldendorf I 1844/45 wird ein Grundstück südlich des Glockenbergs als Grundstück des Samuel Magnus ausgewiesen. Dieser Friedhof mit sechs Grabstellen bestand noch in den ersten Nachkriegsjahren, wenn auch in einem stark verwahrlosten Zustand. Rolf Hillmer schrieb in einem Aufsatz aus dem 1980 über den Friedhof: „wenn er (der Friedhof) auch 12 Jahre nationalsozialistische Herrschaft überstanden hat, so fiel er erst in der jüngsten Vergangenheit dem kommerziellen Interesse als Folge fehlenden Geschichtsinteresses- und bewusstseins zum Opfer.“iv

Das von Rolf Hillmer angedeutete mangelnde Geschichtsbewusstsein der unmittelbaren Nachkriegsjahre soll in diesem kleinen Aufsatz genauer beschrieben werden, denn es befindet sich mittlerweile eine Unterlage im Kreisarchiv Uelzen, die diesen Umstand nicht umfangreich, aber dennoch in seiner Ausführung so aufschlussreich wie beklemmend widergibt.

Es ist nicht ganz eindeutig, wie lange Verstorbene auf dem jüdischen Friedhof in Oldendorf beigesetzt wurden. Rolf Hillmer gab in einer Chronik der Gemeinde Suderburg das Jahr 1872 an. Er berief sich dabei auf die Angaben des Journalisten Berndt W. Wessling, der angegeben hatte, während seiner Besuche in Suderburg in den 1950er Jahren noch Grabsteine und Überreste von Grabsteinen vorgefunden zu haben.v Diese Angaben sind aber sehr ungenau und scheinen eher unwahrscheinlich. Samuel Magnus verzog mit seiner Familie 1870 nach Uelzen und mit dem Umzug der Familie gab es keine ansässigen Juden mehr im Kirchspiel Suderburg.vi Zuvor waren noch zwei Mitglieder der Familie auf dem Oldendorfer Friedhof beigesetzt worden. Dabei handelte sich um Hanna Magnus geb. Gumpel, einer Halbschwester von Samuel Magnus, die am 11. Mai 1866 in Oldendorf verstorben war. Die zweite Verstorbene war die Ehefrau von Samuel Magnus, Rahel, die am 16. Juni 1867 im Alter von 48 Jahren in Oldendorf I verstorben war. In den vorhandenen Nebenakten der Synagogengemeinde Uelzen von 1870 bis 1874 wurde aufgeführt, dass in diesem Zeitraum keine Gemeindemitglieder verstorben waren. Unterlagen aus späteren Jahren fehlen leider, einige Stichproben in den Sterberegistern der ab 1874 geführten Standesamtsregistern ließen keine in Suderburg verstorbene Juden erkennen.

Der Artikel über den jüdischen Friedhof in Oldendorf I/Suderburg ist im Heimatkalender für Stadt und Kreis Uelzen 2021 erschienen, S. 41-43.

i Weiland,Woelkens 1996, S. 193.
ii Hillmer 1980, S. 139. Die Anbauerstelle Nr. 24 war später der Grüne Weg Nr. 1.
iii A.Hilmer, Chronik der Gemeinde Suderburg-Oldendorf I, Bd. 2, Suderburg 1984, S. 171.
iv Hillmer HK 1980, S. 139.
v Siehe dazu auch Berichte zur Denkmalpflege 1998.
vi Magnus erhielt 1876 das Bürgerrecht in Uelzen.

Dietrich Banse

Zur Person: *6.April 1945, Studium an der Pädagogischen Hochschule Lüneburg, Lehrer von 1971-2008. Gründungsmitglied der Geschichtswerkstatt Uelzen e.V. Schwerpunkte: Geschichte der Uelzener Juden, Uelzen in der Zeit zwischen 1918 – 1945. Sowie Mitarbeit in anderen regionalen Geschichtsvereinen.