geboren am 1.4. 1884 in Uelzen, lebte zusammen mit ihrer Mutter in der Brückenstraße 5. Ihr Vater Martin Plaut starb 1928. Ella Lina Plaut war nicht verheiratet. Unterlagen aus „Wiedergutmachungsverfahren“geben keine Auskunft über Ella Lina Plaut, jedoch Briefe, die sie zwischen 1939 und 1942 an ihre Nichte Anneliese Jordan, verheiratete Behar und deren Ehemann nach Dänemark schrieb, wohin das Ehepaar emigriert war. Darin zeigt sie sich als eine Frau, die die Hoffnung bis zuletzt nicht aufgeben wollte.

Noch am 5.9.1939 gab sich Ella Lina verhalten zuversichtlich, als sie schrieb:

„Wir leben hier sehr zurückgezogen aber wir sind gesund und freuen uns mit guten Nachrichten von unseren Lieben…“

Hoffnung auf bessere Zeiten klingt an, wenn sie am 9.8.1940 an ihren Neffen Otto Jordan nach Südafrika schreibt:

„…wir freuen uns mit den guten Nachrichten von Otto und Irene [ihr Bruder Otto Plaut und seine Frau, die in die USA flüchten konnten], wenn ich doch erst bei ihnen wäre, ob die Zeit wohl noch kommt…?“

Ein Jahr später, am 2. 12. 1941, beklagte sie den schweren, weil schmerzhaften Abschied von ihrer Schwester Anna Frieda und ihrem Neffen Gerd und hoffte nur, dass sie gesund blieben:

,,Anna-Frieda will doch ihre Kinder wieder sehen.“

Im Brief vom 23.2. 1942 gab sie die vermeintlich frohe Botschaft weiter, dass Anna-Frieda und Gerd in der Nähe von Riga gut untergebracht seien, es war aber, wie wir heute wissen, das Ghetto Riga, in dem, bevor deutsche Juden dort inhaftiert wurden, etwa 25.000 lettische Juden ermordet wurden. Am 17.7.1942 schrieb sie zum letzten Mal an ihre Verwandten. Nun würden sie und ihre Mutter eine große Reise antreten. Die ,,Reise“ war der Abtransport nach Theresienstadt. Trotzdem versuchte Ella Frieda, ihre Verwandten zu beruhigen, wenn sie schreibt:

Reg dich liebe Lisa nicht auf, wir tun es nämlich auch nicht, denk an das werdende, das ist wichtig, wir werden schon fertig werden.“

Sie war eine Frau, die zurückhaltend war, die ihre Mutter Klara Plaut bis zuletzt umsorgte, vielleicht sogar ihretwegen auf eine rechtzeitige Emigration verzichtete und mit ihr ins so genannte ,Judenhaus“ zog. Zusammen mit ihrer Mutter, dem Ehepaar Lerner und Rudolf Nathan wurden sie am 19.7. 1942 mit dem Transport VI/2 von Hamburg aus in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Nach dem Tod ihrer Mutter verblieb sie noch knapp fünf Monate in Theresienstadt, kam am 23.1. 1943 nach Auschwitz und wurde dort ermordet. Das Amtsgericht Uelzen erklärte sie mit Beschluss zum 31.12. 1945 für tot.

Dietrich Banse

Zur Person: *6.April 1945, Studium an der Pädagogischen Hochschule Lüneburg, Lehrer von 1971-2008. Gründungsmitglied der Geschichtswerkstatt Uelzen e.V. Schwerpunkte: Geschichte der Uelzener Juden, Uelzen in der Zeit zwischen 1918 – 1945. Sowie Mitarbeit in anderen regionalen Geschichtsvereinen.